Rezension

Schabbat ha Malka - Königin der Jontefftage



Schabbat ha Malka - Königin der Jontefftage

Nea Weissberg-Bob lädt uns ein, an einer nostalgisch-beschwingten Schabbatfeier im trauten Familienkreis teilzunehmen. Sie gibt eine behutsame Einführung und erzählt in aller Ausführlichkeit von den Vorbereitungen (gleichzeitig fast ein Kompendium der jüdischen Küche), vom Ablauf, von den religiösen Hintergründen, beschreibt und erklärt die Rituale, bringt wichtige Texte (Segenssprüche, Gebete und Lieder in Hebräisch mit lateinischen Buchstaben und parallel die deutsche Übersetzung) und erklärt in einem ausführlichen Anmerkungsapparat alle verwendeten hebräischen, jiddischen oder auch deutschen Begriffe, Ausdrücke und Zusammenhänge - von Jonteff über Kiddusch bis Bessomimbüchse.



„Shabbat ha-Malka“ ist ein kleines und zugleich gewichtiges Buch für Kinder und Herangewachsene, welche sich der jüdischen Religionsausübung annähern wollen, diese Erfahrung teilen, oder sich für jüdisches Leben nach der Shoa interessieren. In einer märchenartigen Erzählung beschreibt die Autorin das Mädchen Deborah, wie diese mit ihrer Oma Manja den wöchentlichen Feiertag Schabbat vorbereitet und diesen mit ihrer gesamten Familie feiert. Dabei führt die Autorin zahlreiche Begriffe aus dem religiösen Leben ein, die im Glossar detailreich erklärt sind. Die appetitlichen Speisen, die in der Erzählung auf den Tisch getragen werden, entfalten nicht nur die Atmosphäre einer familiären Harmonie, sondern verweisen auch auf die Kultur, aus der die Großmutter stammt: aus der polnisch-jüdischen Kultur vor der Shoa, die unwiederbringlich zerstört worden ist. So steht einerseits die Atmosphäre des Schabbats mit seinen Riten und in einer familiären, harmonischen Umgebung im Vordergrund. Andererseits schleichen sich zart, jedoch unübersehbar die Familiengeschichten jedes einzelnen ein, die durch großen Verlust durch die Shoa gekennzeichnet sind. So gewinnt die leichte, liebevolle Erzählweise an historischer Tiefe und gesellschaftspolitischer Relevanz, denn in vielen jüdischen Familien in Deutschland spielt diese Erfahrung im alltäglichen Beisammensein eine zentrale Rolle. Dem Buch gelingt es, eine Erzählung, die hauptsächlich auf Kinder ausgerichtet ist, märchenhaft zu gestalten und trotzdem die schmerzhaften Momente, die jüdische Kinder im deutschsprachigen Raum (wenn man sich versucht an der Sprache des Buches zu orientieren) erleben, aufzufangen. Für diejenigen, denen diese Lebenswelt unbekannt ist, ist es auf historischer, kultureller und nicht zuletzt literarischer Ebene eine ausgezeichnete Einführung. Das Glossar und die detailreiche Bebilderung lassen dieses Buch zu einem Leseerlebnis werden.

Magdalena Herzog / amazon.de, 21.8.2015


Herausgegeben von Nea Weissberg
Lichtig-Verlag, Berlin 2010
Hardcover, bibliophile Ausgabe, handgebunden
ISBN: 3-929905-24-8
Preis: EUR 14,90

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